Produktkonformität für den EU-Markt: Von CE- bis WEEE-Zertifizierung

Wenn Sie eine Firma in der Schweiz z.B. für E-Commerce wie Amazon FBA besitzen oder aus dem EU-Ausland Waren in die EU verkaufen möchten, betreten Sie ein komplexes Gebiet der Produktkonformität. In diesem Artikel beleuchten wir dieses wichtige Thema anhand praktischer Beispiele und zeigen Ihnen, worauf Sie beim Online-Handel achten müssen.

1. CE-Zertifizierung: Ein Mythos entschlüsselt

Die CE-Zertifizierung ist ein Bereich voller Irrtümer. Nicht jedes Produkt eines Online-Shops benötigt die CE-Kennzeichnung, obwohl viele dies annehmen. Tatsächlich unterliegen vielmehr Produkte der CE-Kennzeichnungspflicht als man denkt. Hinter der CE-Zertifizierung stehen produktspezifische europäische Normen. Ein bekanntes Beispiel für die Produktkonformität ist die EN71 für Kinderspielzeug.

Ein interessantes Beispiel für die Konformität eines Produkts ist das Trinkglas. Viele sind überrascht zu erfahren, dass nicht das Glas selbst, sondern der Eichstrich die CE-Kennzeichnungspflicht auslöst. Die CE-Kennzeichnung zeigt auch die Menge des Getränks an.

2. REACH-Zertifizierung: Ein Must-Have für alle

Die REACH-Zertifizierung ist im Grunde genommen das Must-Have für jedes Produkt. Es stellt sicher, dass keine schädlichen chemischen Substanzen im Produkt enthalten sind. Ein Glas zum Beispiel fällt unter die LFGB-Zertifizierung, die strenger als REACH ist.

Es ist für die Produktkonformität jedoch wichtig, von Ihrem Lieferanten das richtige Zertifikat zu verlangen und sicherzustellen, dass es echt ist. Ein Praxisbeispiel zeigt, dass Lieferanten manchmal falsche Zertifikate ausstellen. Daher ist es für das Betreiben eines Online-Shops oder das Verkaufen über Amazon im Modell «Fulfillment by Merchant» (FBM) und «Fulfillment by Amazon» (FBM) unerlässlich, jedes Zertifikat in Bezug auf die Produktkonformität sorgfältig zu überprüfen.

3. WEEE-Zertifizierung: Wenn Elektronik ins Spiel kommt

Die WEEE-Zertifizierung betrifft elektrische Produkte. Sobald ein Produkt elektrische Komponenten hat, wird es letztlich als Elektroschrott betrachtet und muss entsprechend entsorgt werden. Ein Unternehmen, elektronischer Handel, Online-Shop oder Amazon FBA-Verkäufer, der elektrische Produkte verkauft, benötigt diese Zertifizierung für die Produktkonformität.

Beispiele für Produkte, die eine WEEE-Zertifizierung benötigen, sind LED-Birnen, Produkte mit elektronischen Chips oder solche, an die ein Stecker angeschlossen ist oder in die Batterien eingelegt werden.

Schlussfolgerung

Die Produktkonformität im EU-Markt kann komplex erscheinen, aber mit dem richtigen Wissen und der nötigen Sorgfalt können Sie sicherstellen, dass Ihre Produkte die erforderlichen Standards erfüllen. Es ist immer empfehlenswert, sich im Voraus gründlich zu informieren oder Fachleute zu konsultieren, um sicherzustellen, dass Sie die richtigen Zertifikate für Ihre Produkte haben.

Produktkonformität Teil 2: Die ROHS-Zertifizierung und die Bedeutung des EU-Repräsentanten

Willkommen zurück zur zweiten Runde unseres Gesprächs über Produktkonformität! Falls Sie den ersten Teil verpasst haben, können Sie sich das Video auf meinem YouTube-Kanal ansehen, wo wir bereits verschiedene Zertifizierungen diskutiert haben. Heute setzen wir unseren Fokus auf die ROHS-Zertifizierung.

Wer sich auf den aktuellen Stand bringen möchte, hier geht es zum 1. Teil des Videos:

Was ist die ROHS-Zertifizierung?

Die ROHS-Zertifizierung kommt für die Produktkonformität bei vielen Elektroprodukten zur Anwendung. Beispielsweise finden Sie diese Zertifizierung wahrscheinlich auf Ihrer Computermaus oder auf Ihrem Handy. Wenn sie fehlt, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass Sie ein nicht konformes Produkt gekauft haben.

Die ROHS-Zertifizierung ist für alle Produkte erforderlich, die elektrisch betrieben werden, einschliesslich batteriebetriebener Artikel. Sie stellt sicher, dass das Elektroprodukt den europäischen Standards entspricht, um z.B. zu verhindern, dass Ihr Haus durch ein fehlerhaftes Produkt abbrennt.

Ein Praxisbeispiel zeigt, warum das wichtig ist: Ein Mann benutzte ein Produkt ohne diese Zertifizierung. Das Produkt funktionierte nicht richtig und setzte sein Haus in Brand. Da das Feuer durch ein nicht zugelassenes Produkt verursacht wurde, lehnte seine Versicherung jegliche Zahlungen ab. Dies unterstreicht, dass die ROHS-Zertifizierung nicht nur für die Sicherheit, sondern die Produktkonformität auch für die Versicherung wichtig ist.

Was ist der EU-Repräsentant?

Der Begriff EU-Repräsentant ist für viele noch relativ neu. Das zugrunde liegende Gesetz, die Europäische Produktsicherheitsrichtlinie, ist jedoch Jahrzehnte alt. Sie sieht vor, dass jedes Produkt, welches in den Markt gelangt, eine entsprechende Kennzeichnung mit dem Hersteller hat.

In diesem Zusammenhang ist der Hersteller nicht der, der die Ware physisch herstellt, sondern der, für dessen Commerce-Unternehmen die Ware hergestellt worden ist. Ein gutes Beispiel dafür ist Apple. Die iPhones werden von Foxconn produziert, aber niemand würde sagen, er hat ein iPhone von Foxconn.

Der EU-Repräsentant kommt ins Spiel, wenn der Hersteller nicht im Gebiet der Europäischen Union ansässig ist. Die haftende Person muss ihren Sitz innerhalb des Gebietes der Europäischen Union oder des EWR haben. Das stellt sicher, dass sowohl der Verbraucher seine Rechte durchsetzen kann als auch die Behörden ihre Aufgaben erfüllen können.

Die Behörden benötigen Zugang zu den Produkten und deren Dokumentation, um die Marktüberwachung und andere Prüfungen durchführen zu können. Dies ist nur möglich, wenn eine tatsächlich ansässige Person vorhanden ist, die für das Unternehmen sprechen und Verantwortung übernehmen kann.

Firma in Deutschland gründen?

Man könnte denken, eine Firma für Online-Shopping in Deutschland zu gründen könnte das Problem des EU-Repräsentanten lösen. Aber eine echte Niederlassung aus Zollsicht bedeutet, dass im Zollbereich geschultes Personal und Sachmittel ständig vorhanden sein müssen. Ein Coworking-Space oder eine Briefkastenfirma reicht dafür nicht aus.

Darüber hinaus birgt die Gründung einer Firma in Deutschland steuerliche Herausforderungen. Die Gewinnsteuer liegt in Deutschland bei rund 30 Prozent, während sie in der Schweiz durchschnittlich bei 14.4 Prozent liegt.

Der Schlüsselpunkt ist, dass die Ämter in Deutschland oder in der EU allgemein die Durchsetzung ihrer Aufgaben gewährleisten wollen. Und das kann nur erreicht werden, wenn es eine echte Niederlassung mit verantwortlichen Personen gibt, die mit den Ämtern effektiv interagieren können.

Noch nicht genug? Hier geht es zum 2. Teil des Videos:

Zusammenfassung

Abschliessend ist zu betonen, dass Produktkonformität und die Auswahl eines geeigneten EU-Repräsentanten für jedes Unternehmen, das seine Produkte in der EU verkaufen möchte, von entscheidender Bedeutung sind. Dabei ist es wichtig, sich an die bestehenden Regeln und Vorschriften zu halten, um die Sicherheit der Verbraucher zu gewährleisten und potenzielle rechtliche Probleme beim FBA-Sell zu vermeiden.

Siehe auch: